farbarm

In der Kunstwelt zählen Das Schwarz und Das Weiß zweifelsohne zu den Farben. Die Alltagssprache sieht dies oft anders: Ein Drucker, der lediglich mit schwarzer Tinte druckt, ist eben kein Farbdrucker. Und die Druckermetapher verweist bereits auf die digitale Welt, in der ’schwarz-weiß‘ und ‚farbig‘ regelmäßig als Unterscheidung genutzt wird. Also wie geht die Digitalkunst mit dieser Frage um? Auch wenn einer alten ostfälischen Spruchweisheit nach Mittelwege besonders gefährlich sind, schlage ich hier doch einen solchen Pfad ein. Wenn ich die folgenden Bilder, die eine identische digitale Entstehungsgeschichte eint, farbarm nenne, bedeutet das primär, dass hier wenig Farbe zum Einsatz kommt. Die Farbintensität ist durchgehend gering, so dass die meisten Bilder aussehen, als wären sie eben auf jenes Schwarz und jenes Weiß reduziert (auch wenn dies, ein genauerer Blick zeigt es, farbtechnisch so nicht stimmt). Trotzdem, so denke ich, reihen die Bilder sich in eine lange Kunsttradition ein, die mit wenigen Farben auskommt. Und in der analogen Fotografie ist dieses Distinktionsmerkmal noch stärker ausgeprägt: Je nach verwendetem Film gibt es hier entweder Farbfotos oder Schwarzweißfotos – aber nichts (richtiger: nur wenig) dazwischen. Die Digitalfotografie hat es hier etwas leichter, weil sie beliebige Übergänge zwischen dem einen und dem anderen Zustand erlaubt. Bei Photoshop etwa bietet ein ‚Schalter‘ namens Sättigung eine Vielzahl von Abstufungen an. Bei den Bilden hier ist dieser Schalter nicht völlig, aber weitgehend auf  farbarm (so nenne ich es mal) eingestellt. Und für alle, deren Sehen noch an schwarz-weißen Fotografien geschult wurde, stellen sich sofort die entsprechenden Wahrnehmungseffekte ein. Tatsächlich gibt es bis heute eine große Gruppe von lichtbildnerisch interessierten Menschen, für die letztlich nur ein Schwarzweiß-Foto ein wirkliches Kunstfoto ist, nämlich eines, das der künstlerischen Betrachtung würdig ist. Allen jenen Traditionalisten und Traditionalistinnen ist diese Serie gewidmet. Und natürlich den Modellen, die am Schaffensprozess mitgewirkt haben.

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Wer fragt…

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Im Gewittersturm

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Silhouette

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Huder Schwestern

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Fehlanzeige

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Archaisch

Bild oben: Spiegelspiele.

Musiktipp zu den Bildern: Benjamin Lackner, Last Decade (2022)

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